Ein Bekenntnis, Vorbeugen sei wichtiger als Heilen, wird überall schnell gegeben. Jeder Arzt und Zahnarzt, jeder Gesundheitspolitiker und Patient stimmt dem zu. Natürlich will keiner krank werden und jeder will seine Gesundheit erhalten.
Welche Dinge führen aber zur Erhaltung der Gesundheit? Wie wirksam sind diese Maßnahmen?
Wer darüber genauere Auskunft möchte, sucht nach messbaren Ergebnissen und zuverlässigen wissenschaftlichen Methoden. Die bloße Meinung oder die persönliche Erfahrung, selbst die Ansicht von „Autoritäten“, reicht hier nicht aus.
Wie kann man also die Wirkung einer vorbeugenden Methode messen?
Hier bietet die Statistik Hilfe. Für den einzelnen Menschen weiß man nicht sicher, ob er, wenn er jetzt gesund ist, später einmal krank wird. Man untersucht also nur das Risiko der Menschen, eine bestimmte Krankheit zu bekommen.
Und bei den vorbeugenden Maßnahmen untersucht man die Verringerung dieses Risikos.
Der leicht verständliche statistische Fachausdruck ist „Risikoreduktion“.
Das Risiko bestimmt sich aus dem Verhältnis der Erkrankten zur Gesamtzahl der untersuchten Menschengruppe. Zum Beispiel konnte man aufgrund der Daten im Jahr 2005 bei Kinder (12 Jahre) ein Kariesrisiko von 30% feststellen. Das Kariesrisko für Zwölfjährige betrug somit 0,3 (=30%).
Abstrakt drückt man das so aus:
a ist die Anzahl erkrankten Personen
b ist die Anzahl der nicht Erkrankten
Das Risiko ist das Verhältnis von den Erkrankten (a) zu allen Personen, erkrankt und nicht erkrankt (a+b).
R (Risiko) = a / a + b
Jetzt ist natürlich für vorbeugende Maßnahmen interessant, wie stark sie das Risiko senken. Es kann also durch prophylaktische Interventionen nicht mit absoluter Sicherheit bei dem Einzelnen verhindert werden, dass er erkrankt. Was erreicht werden kann, ist, dass das Risiko zu erkranken sinkt.
Wenn zum Beispiel eine neue Zahncreme zum Schutz vor Karies in der Testgruppe das Risiko für Karies bei 12jährigen auf 10% oder 0,1 senkt, dann wäre das im Vergleich zur Kontrollgruppe mit einem Risiko von 0,3 ein schöner Erfolg.
Die absolute Risikoreduktion würde dann 0,2 oder 20% betragen (0,3 – 0,1).
Beeindruckender, und damit für Werbezwecke geeigneter, ist die relative Risikoreduktion.
Die relative Risikoreduktion ist das Verhältnis der Risikoreduktion zum Risiko der Kontrollgruppe: 0,2 / 0,3 = 0,66
In Prozent ausgedrückt reduziert sich das relative Risiko um 66%. Das klingt natürlich besser als die absolute Risikoreduktion von 20%.
Referenzen:
- Feinstein, A. R. (2002). Principles of medical statistics. Boca Raton London New York Washington, D.C., Chapman & Hall/CRC. S. 340 ff.
- BROWNSON, R. C. and D. B. PETITTI, Eds. (1998). Applied Epidemiology: Theory to Practice. Oxford New York, Oxford University Press. S. 229 ff.
- Relative risk. (2009, June 15). In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 10:49, October 27, 2009, from http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Relative_risk&oldid=296542914
- Relative risk reduction. (2009, June 16). In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 10:47, October 27, 2009, from http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Relative_risk_reduction&oldid=296733450
- Grischa Brauckhoff, T. K., Birte Holtfreter, Olaf Bernhardt, Christian Splieth, Reiner Biffar und Anke-Christine Saß, Ed. (2009). Mundgesundheit. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Robert Koch-Institut, Statistisches Bundesamt.